Ich habe es so sehr satt, seit Jahren immer wieder vor den gleichen Problemen zu stehen wenn es um die Betreuung von delinquenten risikoreich agierenden Minderjährigen geht!
Ich habe es satt, dass nach anderen Betreuungsmassnahmen geschrien wird wenn es um die aktuelle Kinderdelinquenz geht!
Das Problem sind nicht unsere SystemsprengerInnen sondern die Systeme die in Österreich seit Jahrzehnten keine Möglichkeiten schaffen um rechtlich legal und fachlich adäquat solche Minderjährigen zu betreuen.

Zurecht werden im Bereich der Kinderdelinquenz und sogenannter SystemsprengerInnen Massnahmen eingefordert die mehr anbieten als einen WG-Platz. Individualpädagogische Massnahmen sind solche anerkannte Betreuungsformen in den Hilfen zu Erziehung für Minderjährige mit hochproblematischen Verhaltensmustern.
Das ist nichts Neues und dennoch anscheinend nicht Möglich in der Kinder- und Jugendhilfe Österreich adäquat umzusetzen. Es gibt viele die wollen, die Unterstützen, die Verstehen, doch die Systeme spielen sich gegeneinander aus. Rechtliche Rahmenbedingungen, Arbeitsrechtliche Vorgaben und Fachliche Konzeptionierung scheinen nicht zusammenzupassen.

Individualpädagogik und intensive Einzelfallmassnahmen bedeutet auf Grundlage einer Fallanalyse und Clearingphase in einem 1:1 Kontext bzw. familiären Setting zu betreuen.
Dies heisst ganz konkret wie es bei anderen Kindern in der Familie auch ist, mit ihnen zu Leben. Dies heisst „ich bin da“, „ich habe Interesse“, „ich mache mir Sorgen“, ich halte das aus“!

Turnusdienste sind hier nicht geeignet und auch das Angebot von 10 verschiedenen Bezugspersonen und täglichem Betreuerwechsel nicht.
Individualpädagogik wirkt mit 1-2 BetreuerInnen die in engem Kontext mit dem Kind/Jugendlichen leben. Personen die nicht um 8h früh ausser Dienst gehen, oft erst in einer Woche wieder da sind und noch 7 andere Kinder in der Gruppe betreuen….

Um zb. delinquente Minderjährige aus Peergroups zu lösen, um mit ihnen an gesunden Perspektiven zu arbeiten und eine Betreuung zu ermöglichen, benötigt es intensive Formen der Einzelbetreuung. Konzepte mit Auszeiten auch im Ausland zeigen sich hier als geeignet.
Es benötigt dazu einige wenige BetreuerInnen die konstant, flexibel und dicht an der Lebenswelt des Minderjährigen dran sind. Personen die sich selbst zutrauen in diesem Milieu zu agieren, konfrontationstauglich sind und stabile Beziehung anbieten können.
Diese BetreuerInnen gibt es und auch die Möglichkeit sie gut auszubilden und sicherheitsgebend zu Begleiten.

Es ist hochproblematisch diese Kinder und Jugendlichen zu Betreuen und es wird durch rechtliche Rahmenbedingungen wie zb. Ruhezeiten und Wochenstundenanzahl unmöglich gemacht solche Betreuungen in Österreich legal und gleichzeitig mit einem Setting des gemeinsamen Lebens und dadurch „täglich im Dienst sein“ anzubieten.

Hinsichtlich aktueller Missstände ist es absurd wenn es angestellte BetreuerInnen gibt die in diesem Setting gerne arbeiten wollen, wir es jedoch einerseits Arbeitsrechtlich nicht dürfen oder andererseits eine Ausbildung nicht anerkannt wird und Multiprofessionelles Arbeiten in der Betreuung nicht ermöglicht wird.

Was bleibt ist weiterhin ein verschieben der Problemkinder, oder Freelancer zu engagieren die zu Dumpingpreisen ohne begleitende Unterstützung arbeiten müssen.
Systemsprenger zeigen uns wo es in unseren Systemen ganz schnell Veränderung benötigt.

Mag. Kozak Tanja
www.individualpädagogik.at
www.systemsprenger.at

Altlengbach 30.8.2024